Durch das Veredeln ist es möglich, bestimmte Eigenschaften der Tomaten zu stärken oder zu schwächen. Erfahren Sie hier, wie Sie die roten Früchte unkompliziert veredeln können!
Veredelte Tomatensorten sind etwas ganz Besonderes, denn im Idealfall sind ihre positiven Eigenschaften erheblich verstärkt. Allerdings lassen sich die Tomaten nicht nur auf ihresgleichen, sondern auch auf andere Gemüsesorten veredeln. Dadurch entstehen nicht nur besonders robuste oder ertragreiche Pflanzen, sondern auch extravagante Exemplare wie die „Tomoffel“. Wir haben für Sie alles Wissenswerte zusammengefasst, sodass Sie sich mit unserer Schritt-für-Schritt-Anleitung auch als Anfänger an das Veredeln ran wagen können.
Veredelung von Tomaten
Das Veredeln zielt grundsätzlich darauf ab, bestimmte Eigenschaften zweier Pflanzen zu vereinen und/oder zu optimieren. Dadurch ist es unter anderem möglich, besonders schmackhafte oder ertragreiche Tomatenpflanzen zu kreieren. Doch nicht nur das, denn auch Resistenzen gegen diverse Krankheitserreger lassen sich dadurch erzüchten. Folgende Faktoren sprechen zudem für das Veredeln von Tomatenpflanzen:
- Schwächen lassen sich minimieren
- höhere Widerstandsfähigkeit
- stärkeres Wurzelwachstum
- erhöhte Wuchskraft
- mehr und größere Früchte
Unterlage und Edelsorte
Wer sich am Veredeln der Tomaten probieren möchte, benötigt hierfür zunächst eine Unterlage und eine Edelsorte. Als Unterlage dienen in der Regel das Wurzelwerk und ein Teil des Stammes einer Pflanze, wohingegen die Edelsorte bevorzugt aus einem Mittelstück besteht. Essenziell für das Veredeln von Tomaten ist, dass die Unterlage und die Edelsorte miteinander verwandt sind. Tomaten lassen sich demnach mit anderen Nachtschattengewächsen wie beispielsweise Auberginen, Paprika und Kartoffeln veredeln. Um eine möglichst robuste und ertragreiche „neue Pflanze“ zu züchten, sollten Unterlage und Edelsorte folgende Eigenschaften aufweisen:
Unterlage
- robust und widerstandsfähige Tomatensorte
- am besten resistent gegen diverse Krankheitserreger
- wie beispielsweise die „Spirit F1“
- diese ist resistent gegen die Verticillium-Welke
Edelsorte
- entweder Tomate, Aubergine, Paprika oder Peperoni
- gute Blattgesundheit
- hoher Ertrag
- guter Geschmack
Tipp: Je näher die Unterlage mit der Edelsorte verwandt ist, desto höher sind die Erfolgsaussichten der Veredelung!
Ziel einer Veredelung
Das Ziel dieser Veredelung ist, dass die Edelsorte die Widerstandskraft der Unterlage enthält. Daher eignet sich diese Form der Veredelung sowohl für zwei Tomatensorten, als auch von Tomaten mit Auberginen oder Paprika. Als Edelsorte dient hierbei die gewünschte Tomatensorte oder das andere Fruchtgemüse, wohingegen als Unterlage stets eine widerstandsfähige Tomatensorte verwendet wird. Hierfür eignen sich insbesondere folgende Tomaten:
- Spirit F1
- Vigomax
- Brigeor
Anleitung: Veredelung in 3 Schritten
Die Veredelung beginnt stets mit der Aussaat, welche etwa Ende Februar/Anfang März stattfindet. Hierbei ist darauf zu achten, dass die Edelsorte einige Tage vor der Unterlage ausgesät wird. Die selbst gestaltet sich wie gewohnt: Die Samen werden in eine Schale mit Anzuchterde gelegt und für etwa 10 bis 14 Tage stets feucht und warmgehalten. Die Keimlinge sind bereit für das Veredeln, sobald sie etwa 10 cm groß sind und drei bis vier gut entwickelte Keimblätter haben. Etwa eine Stunde vor dem Beginn der Veredelung werden die Pflanzen noch einmal reichlich gegossen, ehe die Veredelung wie folgt durchgeführt wird:
Schritt 1: Unterlage und Edelsorte gewinnen
Zunächst muss aus den beiden Keimlingen die Unterlage als auch die Edelsorte gewonnen werden. Hierfür wird in erster Linie ein scharfes, sauberes Schneidewerkzeug benötigt. Denn beim Schneiden ist unbedingt darauf zu achten, dass die Schnittflächen so sauber und waagerecht wie möglich ausfallen. Die Veredelung kann zudem nur dann funktionieren, wenn die Schnittflächen gleich groß sind. Um die Unterlage und die Edelsorte zu gewinnen, wird nun folgt wie vorgegangen:
- Unterlage bis zum ersten Blattansatz abschneiden
- etwa 2-3 Millimeter über den Blättern
- Oberteil der Unterlage entsorgen
- es werden nur Wurzeln und Stängel benötigt
- Edelsorte ebenfalls bis zum ersten Blattansatz abschneiden
- unteren Pflanzteil entsorgen
- man benötigt nur den obere Teil
Tipp: Aus dem Oberteil der Unterlage lässt sich eine neue Tomatenpflanze ziehen. Hierfür das Pflanzteil einfach in ein Glas Wasser stecken, denn nach kurzer Zeit entwickeln sich frische Wurzeln.
Schritt 2: Veredeln
In diesem Schritt werden die Pflanzteile veredelt, sodass die beiden Pflanzteile in weiterer Folge zusammenwachsen. Um die Pflanzen miteinander zu „verbinden“ gibt es im Fachhandel spezielle Veredelungssets, welche das notwendige Equipment beinhalten. Denn für die Veredelung wird in jedem Fall eine Veredelungsklammer benötigt, welche die beiden Pflanzenteile zusammenhält. Alternativ hierfür eignet sich auch eine handelsübliche Wäscheklammer. Diese kommt wie folgt zum Einsatz:
- Pflanzteil der Edelsorte auf der Unterlage platzieren
- die Schnittstellen sollen sich dabei berühren
- beide Pflanzteile fixieren
Tipp: Viele Veredelungssets beinhalten Keramikstäbchen, welche als Stabilisator fungieren. Das Stäbchen wird hierfür in den Trieb der Unterlage gesteckt, sodass die Edelsorte einfach darauf gesetzt werden kann.
Schritt 3: Pflege nach der Veredelung
Die „neue“ Pflanze ist natürlich von dieser Prozedere geschwächt, weshalb sie dementsprechend etwas Pflege benötigt. Zunächst ist es wichtig, dass die Pflanze reichlich bewässert wird. Aufgrund ihrer Empfindlichkeit sollte sie zudem an einem möglichst geschützten Standort platziert werden, wie beispielsweise in einem Gewächshaus. Als Alternative bietet sich hierfür auch eine Schutzhaube an. Um die Pflanze an die Außenbedingungen zu gewöhnen, wird sie nach rund einer Woche wie folgt abgehärtet:
- immer wieder für kurze Zeit ins Freie stellen
- direkte Sonne jedoch anfangs vermeiden
- nach einigen Tagen langsam an die Sonne gewöhnen
- Schutzhaube jeden Tag etwas mehr anheben
- dadurch kann die Luft besser zirkulieren
Ob die Veredelung erfolgreich war, zeigt sich nach einigen Tagen: Denn im Idealfall sind die beiden Pflanzenteile gut zusammengewachsen und die daraus entstandene „neue“ Pflanze lebensfähig. Nun ist es an der Zeit, die Veredelungsklammern zu entfernen und die Pflanze an ihren neuen Standort einzusetzen. Am besten eignet sich hierfür ein möglichst sonniges und warmes Plätzchen, welches im Idealfall vor Regen und Wind geschützt ist.
Veredelung auf Kartoffeln
Unter den Hobbygärtnern ist bekannt, dass Tomaten und Kartoffeln möglichst nicht direkt nebeneinander angebaut werden sollten. Denn die Kartoffeln stecken die roten Früchte oftmals mit Pilzerkrankungen an. Allerdings können Tomaten durchaus auf Kartoffeln veredelt werden, sodass eine sogenannte „Tomtoffel“ entsteht. Diese besondere Veredelungskreation gibt es mittlerweile sogar im Fachhandel zu kaufen, was zum Großteil an ihren speziellen Eigenschaften liegt:
- Pflanze entwickelt sowohl Tomaten als auch Kartoffeln
- am oberen Teil wachsen Tomaten
- an den Wurzeln wachsen Kartoffeln
- höherer Ertrag
- 30-40% mehr Früchte
Equipment
Bei dieser Art der Veredelung werden ebenfalls Veredelungsklammern und ein scharfes, sauberes Schneidwerkzeug benötigt. Falls man die veredelte Pflanze nicht in das Gemüsebeet setzt, ist zudem ein entsprechend großes Pflanzgefäß von Nöten. Damit die „Tomaffel“ ausreichend Platz zum Gedeihen hat, sollte der Kübel ein Fassungsvermögen von mindestens 40 Litern haben. Neben den Utensilien ist auch die Wahl der Tomatensorten ausschlaggebend, denn für die Veredelung auf Kartoffeln eignen sich bestimmte Tomaten besonders gut:
- Kirsch- und Cocktailtomaten
- Dasha
- Solana
- Piccolino
Anleitung: Veredelung in 2 Schritten
Bei dieser Veredelungsmethode werden ebenfalls wieder eine Unterlage sowie eine Edelsorte benötigt. Als Unterlage dient hierbei die Kartoffel, wohingegen die Tomate die edle Sorte darstellt. Die Kartoffeln sät man hierfür extra aus, wobei sich am besten ein Zeitpunkt zwischen April oder Mai eignet. Die Triebe von den Tomaten kann man hingegen von bereits vorhandenen Exemplaren gewinnen. Den Startschuss zur Veredelung geben somit die Kartoffeln, denn sobald die Keimlinge aus der Erde schauen, beginnt man wie folgt mit der Veredelung:
Schritt 1: Unterlage und Edelsorte gewinnen
Bei der Gewinnung von Unterlage und Edelsorte ist ebenfalls auf einen sauberen Schnitt zu achten, wobei die Schnittflächen wieder in etwa gleich groß ausfallen sollten. Weiterhin ist es wichtig, dass die ausgewählten Triebe der beiden Pflanzen möglichst gleich stark sind. Die Unterlage gewinnt man bei dieser Veredelung von der Kartoffel, wohingegen ein Teilsteckling der Tomate als Edelsorte dient. Um die beiden Triebe zu gewinnen, wird am besten wie folgt vorgegangen:
- Kartoffel aus der Erde nehmen
- etwa 3-4 cm über dem Wurzelballen abschneiden
- alle Triebe bis auf einen entfernen
- Mittelstück aus dem Tomatentrieb entnehmen
- am besten mit Blattansatz oder einem schlafenden Auge
- über der Sprossachse schneiden
- die Schnitte sollen bei beiden Pflanzteilen möglichst schräg sein
Hinweis: Das Veredeln kann auch mit einer Triebspitze der Tomate erfolgen, allerdings ist diese meist wesentlich dünner. Dadurch wird die Veredelung etwas erschwert, da sich der dünne Trieb nicht so leicht auf die Unterlage setzen lässt.
Schritt 2: Veredelung und Pflege
Das eigentliche Veredeln gestaltet sich, wie zuvor erwähnt: Die Edelsorte setzt man nun auf die Unterlage und fixiert sie mit einer Veredelungsklammer. Anschließend die „Tomtato“ (englische Tomato und Potato) geschützt aufbewahren, wobei sich hierfür ebenfalls ein Gewächshaus eignet. Alternativ kann die Tomoffel auch unter eine Glashaube gestellt oder in eine Folie eingewickelt werden. Abschließend bei der Veredelung noch Folgendes beachten:
- Tomoffel an ein einen sonnigen, warmen Standort stellen
- beispielsweise eine Blumenbank oder ein Fensterbrett
- neue Kartoffeltriebe wegschneiden
- ab Mitte Mai kann die Tomoffel umgepflanzt werden
- entweder in das Gemüsebeet oder in einen Kübel