Tomatensamen können unter Umständen in der Frucht zu keimen beginnen und zahlreiche Keimlinge sprießen lassen. Dieses Phänomen nennt sich Viviparie und sorgt unter Tomatenliebhabern immer wieder für viele Fragen. Wir klären auf, wie es zur Samenkeimung in der Frucht kommt und ob die betroffenen Früchte noch genießbar sind!
Was ist Viviparie?
Viviparie stammt von dem lateinischen Wort „viviparus“ und bedeutet „Lebendgeburt“ beziehungsweise „lebendgebärend“. Dieser Begriff wird sowohl in der Zoologie als auch in der Botanik verwendet. Bei Pflanzen bedeutet Viviparie, dass die Embryonalentwicklung an der Mutterpflanze stattfindet. Wenn Tomaten von innen keimen, spricht man von der echten Viviparie. Denn bei dieser keimt der Samen, während er noch mit der Mutterpflanze verbunden ist. Neben der echten Viviparie gibt es zudem noch zwei andere Arten dieses Phänomens:
- Kryptoviviparie: Samen keimt, ohne die Frucht zu verlassen
- unechte Viviparie: vegetative Brutknospenbildung im Blütenstandsbereich
Hinweis: Die unechte Viviparie wird auch „falsche Viviparie“ oder „Pseudoviviparie“ bezeichnet.
Wie erkennt man Viviparie bei Tomaten?
Betroffene Tomaten unterscheiden sich auf den ersten Blick kaum von „normalen“ Tomaten, denn Viviparie ist von außen meist nicht erkennbar. Allerdings kann es durchaus vorkommen, dass die Samen in den Tomaten immer weiter keimen, sodass die Keimlinge irgendwann das Fruchtfleisch durchbohren. In diesem Fall sind die Keimlinge von außen zu sehen und erinnern optisch an keimende Kartoffeln. In der Regel schreitet die Keimung der Samen jedoch nicht so schnell voran, sodass sich die Keimung erst beim Aufschneiden der Früchte bemerkbar macht:
- im Inneren bilden sich Keimlinge
- ähneln optisch Kresse oder weißen Würmchen
- mitunter sogar winzig kleine Blätter erkennbar
Warum keimen Tomaten von innen?
Im Normalfall enthalten Tomaten ein bestimmtes Enzym, das die Keimung verhindert. Manchmal kann es jedoch vorkommen, dass dieses Enzym fehlt und somit die keimhemmende Substanz nicht gebildet wird. Ebenso kann es vorkommen, dass Tomaten dieses Enzym erst gar nicht enthalten und die Samenkeimung in der Frucht somit genetisch bedingt ist. Hinzu kommt, dass im Inneren der Früchte ein feuchtes Klima herrscht, das wiederum die Keimung der Samen begünstigt. Hinzu können folgende Umstände die Samenkeimung in den Früchten begünstigen:
- Überreife
- außergewöhnliches Klima
- zu lange Lagerung
Hinweis: Viviparie kann sowohl bei gekauften als auch bei selbstgezüchteten Tomaten auftreten. Bei einigen Tomatensorten tritt das Phänomen scheinbar öfter auf, wie beispielsweise bei Weinrebentomaten.
Sind von innen keimende Tomaten essbar?
Von innen keimende Tomaten sehen vielleicht nicht appetitlich aus, allerdings handelt es sich hierbei tatsächlich nur um einen optischen Makel. Denn auch wenn die Tomaten befremdlich aussehen, eine gesundheitliche Gefahr stellen sie grundsätzlich nicht dar. Allerdings kann es durchaus vorkommen, dass der Verzehr von keimenden Früchten zu unangenehmen Beschwerden, wie beispielsweise Bauchschmerzen, führen können. Der Grund hierfür ist, dass sich in den grünen Pflanzenteilen der giftige Stoff Solanin befindet, der in größeren Mengen Nebenwirkungen hervorrufen kann. Wer auf Nummer sicher gehen möchte, muss die Tomaten jedoch keinesfalls entsorgen. Stattdessen können sie wie folgt verwendet werden:
- Tomaten weiterverarbeiten
- z.B.: einkochen, zu Soßen verarbeiten
- Tomaten aussäen
Hinweis: Keimende Tomaten überzeugen oftmals geschmacklich nicht so sehr wie „normale“ Exemplare. Allerdings macht sich dieses Defizit bei der Weiterverarbeitung zu Soßen und Co. nicht so stark bemerkbar.
Keimende Tomaten aussäen
Wer die keimenden Früchte nicht verzehren oder weiterverarbeiten möchte, kann sein Glück probieren und diese aussäen. Hierbei sei jedoch angemerkt, dass aus den Samen keine exakten Nachbildungen der Mutterpflanze entstehen. Die Früchte können sich somit im Geschmack, aber auch in Größe und Form durchaus unterscheiden. Wer sich daran nicht stört, kann die Tomaten gerne aussäen und dabei wie folgt vorgehen:
- Tomaten halbieren
- Gefäß mit Anzuchterde befüllen
- Tomatenhälften darin verteilen
- am besten mit ausreichend Abstand zueinander
- etwas Anzuchterde darüber geben
- Anzuchterde ausgiebig befeuchten
Hinweis: Die Pflege während der Aussaat sowie das Abhärten und das anschließende Einpflanzen gestaltetet sich wie gewohnt.