Der Anbau von Chilipflanzen erfreut sich an immer Beliebtheit unter den Hobbygärtnern. Zurecht, denn die sehr genügsame Pflanze verspricht nicht nur eine schmackhafte Ernte, sondern ist zugleich ein optischer Hingucker im Gemüsebeet oder auf dem Balkon. Zudem ist der Chili äußerst pflegeleicht und eignet sich insbesondere für ungeübte Hobbygärtner. Im Gegensatz zu manchen anderen Gemüsepflanzen haben die Chilis eine vergleichsweise lange Reifedauer, welche meist zwischen 60-90 Tagen liegt. Einige karibische Chilisorten benötigen sogar mehr als 120 Tage zum reifen. Deswegen ist es ratsam, die Vorbereitungen sowie die Aussaat rechtzeitig zu beginnen.
Timeline für die Anzucht
- Januar: Keimtest
- Februar / März: Aussaat
- April: Pikieren
- Mai: Auspflanzen
- August bis Oktober: Ernte
- ab November: Winterquartier
Unterschiede der Chilisamen
Da die Chilipflanzen vergleichsweise lange zum Reifen brauchen, ist es zunächst ratsam, die Sorte anhand ihrer Reifedauer zu wählen. Werden die Pflanzen im Freien ausgesetzt, sollten Chilis gewählt werden, die nicht länger als etwa 50-70 Tage zum Reifen benötigen. Zusätzlich ist es empfehlenswert, die Chilisorte anhand ihrer Verwendungsart zu wählen. Denn je nach Sorte eignen sie sich beispielsweise besser zum Trocknen oder zum Einlegen, wohingegen andere Chilis am besten frisch verarbeitet werden.
- Trocknen: Anaheim, De Arbol, Cayenne
- Einlegen: Cherry, Kirschpaprika
- Frisch: Jalapeño, Serrano
Im Handel lassen sich zudem Samen mit der Kennzeichnung F1 erwerben. Hierbei handelt es sich um eine Hybridsaat, die durch die Kreuzung zweier Pflanzen entsteht. Die Kennzeichnung F1 gibt an, dass es sich um die erste Generation dieser Kreuzung handelt. Das Ziel von Hybriden ist, bestimmte Merkmale zu züchten, wie beispielsweise Ertrag oder Resistenz gegen Krankheiten und Schädlinge.
Samen selbst herstellen
Die Samen können zum einen erworben als auch schnell und einfach selbst hergestellt werden. Hierfür wird lediglich eine reife, aber nicht schrumpelige Schote gewählt, aus welcher die Samen gezogen werden sollen. Anschließend wird wie folgt vorgegangen:
- Frucht aufschneiden
- Samen entfernen und vom Fruchtfleisch reinigen
- auf eine Küchenrolle in die Sonne zum Trocknen legen
- jedoch sollte die Temperatur 35 °C nicht überschreiten
- denn sonst können die Samen beschädigt werden
- anschließend die Saatkörner in eine Papiertüte geben
- nicht luftdicht verschließen
- denn sonst kann sich aufgrund der Restfeuchtigkeit Schimmel bilden
- anschließend kühl und trocken lagern
Keimtest
Wer noch lagernde Samen parat hat, sollte diese vor der Aussaat, einem Keimtest unterziehen. Dadurch kann festgestellt werden, ob sich das Saatgut für die Anzucht eignet oder nicht. Ein Keimtest nimmt etwa ein bis zwei Wochen in Anspruch, weshalb dieses Zeitfenster vor der Aussaat berücksichtigt werden sollte. Am besten gelingt der Keimtest, wenn wie folgt vorgegangen wird:
- eine Schale oder einen Teller mit Küchenpapier auslegen
- das Papier gut anfeuchten
- Samen darauf verteilen
- diese sollten einen Abstand von etwa 2 cm zueinander haben
- transparente Folie über den Behälter ziehen
- einige Luftlöcher einstechen
- beispielsweise mit einem Zahnstocher
- an einen warmen Platz stellen
Fangen nach der eingeplanten Zeit fast alle Samen auf, sind gute Ergebnisse bei einer folgenden Anzucht zu erwarten. Keimen hingegen weniger als die Hälfte der Samen, ist die Anschaffung von neuem Saatgut empfehlenswert.
Chilisamen säen: Die optimalen Bedingungen
Am besten gelingt die Aussaat, wenn sie ab Februar bzw. März auf der Fensterbank durchgeführt wird. Denn im Freien können die Samen aufgrund des Frostes erst ab Mai ausgesät werden, wobei dieser Zeitpunkt meist zu spät für die Chilipflanzen ist. Denn dadurch würden sie erst wesentlich später reifen und der Gefahr von frühem Herbstfrost ausgesetzt werden. Ideale Bedingungen für die Aussaat sind:
- eine Fensterbank oberhalb eines Heizkörpers
- die Samen keimen am besten bei 22-28 °C
- je höher die Temperatur ist, desto kürzer ist die Keimdauer
- sie sollte jedoch nicht über 30 °C betragen
Equipment für die Aussaat
Für die Aussaat von Chilis wird neben den Samen eine Anzuchtschale bzw. ein Anzuchttöpfchen benötigt. Ist ein Minigewächshaus vorhanden, können die Samen natürlich auch in diesem ausgesät werden. Zusätzlich ist das passende Substrat essenziell, wobei sich Kokosquellbetten oder Anzuchterde bewährt haben. Bei der Verwendung von Anzuchterde gilt es, auf Folgendes zu achten:
- Erde sollte humusreich und locker sein
- bei Bedarf kann etwas Perlit hinzugefügt werden
- dadurch wird die Erde aufgelockert
- vor der Verwendung bei Bedarf sterilisieren
- hierfür die Erde in ein feuerfestes Gefäß geben
- bei 200 °C für etwa 30 Minuten in den Backofen geben
- dadurch werden Schädlinge und Schimmelsporen abgetötet
Aussaat von Chilipflanzen
Sobald sichergestellt ist, dass die optimalen Bedingungen gegeben sind und das nötige Equipment vorhanden ist, kann mit der eigentlichen Aussaat begonnen werden. Hierfür wird zunächst Anzuchterde in die Anzuchtschale gegeben und anschließend wie folgt vorgegangen:
- Samen in das Gefäß geben
- etwa 0,5-1,0 cm tief
- am besten ein Samenkorn pro Topf
- 2-3 Samen pro Topf ist aber auch möglich
- dadurch besteht jedoch die Gefahr von Verletzungen beim Pikieren
- konstant feucht halten, aber nicht zu nass
- an einen sonnigen Standort stellen
- idealerweise auf eine Fensterbank oder in einen Wintergarten
- haben die Pflanzen zu wenig Licht, vergeilen sie
Die Samen benötigen etwa 12-14 Stunden Licht täglich, wobei fehlendes Licht mit speziellen Pflanzenlampen erzeugt werden kann. Nach etwa 8-30 Tagen beginnen die Samen zum Keimen, wobei die Keimdauer stark von der Chilisorte sowie den herrschenden Temperaturen abhängig ist.
Pikieren und Abhärten
Etwa zwei bis vier Wochen nach der Keimung bilden sich die ersten Blätter. Dies ist der richtige Zeitpunkt, um die Pflanzen zu pikieren. Hierbei werden die Keimlinge in eigene Töpfe oder Kübel gesetzt. Die Gefäße sollten ein Fassungsvermögen von mindestens 10 Litern haben und möglichst hoch sein. Denn wenn die Wurzeln auf Widerstand stoßen, wird das Wachstum eingeschränkt. Zudem sollte das Gefäß aus Kunststoff oder Ton sein sowie ein Abflussloch haben. Das Pikieren selbst verlangt Fingerspitzengefühl und gelingt am besten, wenn wie folgt vorgegangen wird:
- Topf mit Pflanzenerde befüllen
- kleines Loch hineindrücken
- Pflanze vorsichtig einsetzen
- damit die Wurzeln nicht beschädigt werden
- Topf mit Erde auffüllen
- Substrat feucht halten, aber nicht zu feucht
Sobald die Außentemperatur tagsüber bei über 12 °C liegt, können die Pflanzen langsam an die Witterungsbedingungen gewöhnt werden. Dabei werden sie immer wieder für kurze Zeit an einen geschützten, warmen Platz im Außenbereich gestellt. Ideal ist ein halbschattiger Standort, denn die Jungpflanzen sind die Sonne noch nicht gewöhnt und könnten sich einen Sonnenbrand einfangen.
Auspflanzen der Chilis
Etwa ein bis zwei Wochen nach dem letzten Frost können die Pflanzen dauerhaft ihren Platz im Außenbereich einnehmen. Der Anbau von Chilisorten mit langer Reifezeit gelingt am besten, wenn diese im Topf kultiviert werden. In das Gemüsebeet sollten hingegen bevorzugt Sorten gesetzt werden, welche robust sind und eine Reifezeit von weniger als 80 Tagen haben. Im Gemüsebeet gibt es zudem gute sowie schlechte Nachbarn für die Chilis:
Gute Nachbarn:
- Tomaten, Kürbis, Zwiebel, Bohnen (hierbei besonders auf ausreichend Abstand achten)
- ebenso eignet sich der benachbarte Anbau von gewissen Kräutern, vor allem Basilikum und Rosmarin, diese schützen die Chilis vor Schädlingen und die Chilis schützen sie vor Schlauchpilzen
schlechte Nachbarn: Fenchel, Erbsen, Obstbäume
Die optimalen Bedingungen für den Anbau
Chilipflanzen sind Sonnenliebhaber, weshalb ein sonniger warmer Platz für sie ideal ist. Wichtig hierbei ist, dass der Standort zudem windgeschützt ist, weswegen die Nähe zu Hauswänden optimal ist. Die Pflanzen können nach dem Abhärten direkt in der Sonne stehen und sollten mindestens sechs Stunden Sonnenlicht am Tag haben. Damit die Pflanzen bestmöglich wachsen können, sollten zudem folgende Bedingungen erfüllt sein:
- für ausreichend Platz sorgen
- eine Chilipflanze hat einen Radius von etwa 30-45 cm
- fällt die Temperatur nachts unter 5 °C
- sollten die Pflanzen in das Warme geholt werden
- es gibt jedoch auch kälteresistente Sorten
- wie beispielsweise die Rocoto
Pflege von Chilipflanzen
Die Chilipflanzen sind vergleichsweise pflegeleicht und zudem äußerst genügsam. Die Pflege der Pflanzen erfordert nicht viel Zeitaufwand, zumal sie nicht ausgegeizt werden müssen. Damit die Chilis bestmöglich wachsen und gedeihen können, gilt es, Folgendes zu beachten:
Gießen
- nicht zu viel, etwa einmal am Tag
- Chilis mögen keinen nassen Untergrund
- dadurch könnten die Wurzeln anfangen zu faulen
- Staunässe lässt sich vermeiden
- indem der Topf mit Granulat oder Kieselsteinen ausgelegt wird
- bei viel Regen die Pflanzen mit luftdurchlässiger Folie abdecken
Düngen
- sehr sparsam düngen
- sonst können die Wurzeln verbrennen
- ideal ist ein Langzeitdünger
- welcher beim Pikieren in die Erde gemischt wird
- sobald die Chilis beginnen zu blühen
- mit Phosphor- oder Kalidünger düngen
- Phosphor regt die Blütenbildung an
- Kali fördert die Gesundheit der Pflanze
- alle zwei Wochen Flüssigdünger in das Gießwasser mischen
- ab der Fruchtbildung wöchentlich gießen
Stutzen
- ist nicht zwingend erforderlich
- erhöht jeden doch den Ernteertrag
- dabei wird die Spitze der Pflanze abgeschnitten
- sobald diese eine Höhe von etwa 30 cm erreicht
- dadurch wächst die Pflanze buschig
- und steckt mehr Energie in die Früchte
- Ausgeizen ist unbedingt zu unterlassen!
Rankhilfe
- kann manchmal erforderlich sein
- besonders bei Chilis mit großen Früchten
- denn die Seitentriebe könnten aufgrund der Fruchtlast brechen
- deshalb werden die Seitentriebe an Stäbe gebunden
Schädlinge und Krankheiten
Wie bei allen Pflanzen besteht auch bei den Chilis die Gefahr, dass diese von unliebsamen Schädlingen oder Krankheiten heimgesucht wird. Ein Geheimtipp gegen eine Vielzahl von Schadorganismen gilt die Verwendung von sogenannten Gelbstickern. Diese werden einfach in die Erde gesteckt und halten beispielsweise die weiße Fliege sowie Trauermücken fern. Werden die Pflanzen dennoch befallen, wird am besten wie folgt vorgegangen:
Blattläuse
- diese saugen den Pflanzensaft aus dem Chili
- lassen sich meist mit bloßem Auge erkennen
- zudem weist die Pflanze verkrüppelte Blätter und Knospen auf
- die Schädlinge lassen sich relativ unkompliziert bekämpfen
- indem die Pflanze mit Wasser oder Brennnesseljauche abgespritzt wird
- bei starkem Befall oder Jungpflanzen eignet sich Neemöl
Spinnmilben
- Pflanzen regelmäßig mit Wasser besprühen
- dadurch lassen sich die Spinnfasern gut erkennen
- Bekämpfung der Spinnmilben gelingt mit Neemöl
Trauermücke
- feuchte Erde begünstigt diese
- lassen sich vorbeugen
- hierfür die oberste Erdschicht immer trocknen lassen vor erneutem Gießen
weiße Fliege
- hinterlässt eine klebrige Schicht auf den Blättern
- wird mit Rapsöl und Wasser bekämpft
- Mischverhältnis: 1 Teelöffel Öl auf 1 Liter Wasser
- damit die Pflanze besprühen
- auch die Unterseite der Blätter
Zudem kann sich der Einsatz von natürlichen Helferleinen lohnen, denn Igel halten beispielsweise die Schnecken fern und Marienkäfer helfen bei Blattläusen. Ein weiterer natürlicher Feind von den Läusen sind Florfliegen, welche ebenfalls problemlos eingesetzt werden können.
Ernte von Chilipflanzen
Grundsätzlich lassen sich reife Chilis an ihrer Farbe erkennen, wobei einige Sorten bereits im grünen Zustand geerntet werden können, wie beispielsweise die Jalapeño. In der Regel ist es jedoch besser, die Chilis ausreifen zu lassen, bis sie eine schöne, satte Farbe haben. Denn dadurch erhalten die Früchte ein besseres Aroma. Weitere Tipps für die Ernte lauten wie folgt:
- Ernteertrag kann beeinflusst werden, indem frisch rot gewordene Früchte sofort geerntet werden
- dadurch bildet die Pflanze laufend neue Blüten
- und somit auch neue Früchte werden besonders scharfe Chilis geerntet
- sollten Schutzhandschuhe bei der Ernte getragen werden
Chilis überwintern
Viele Chilisorten lassen sich überwintern, wenn hierfür die richtigen Bedingungen geschaffen werden. Pflanzen im Gemüsebeet sollten solange wie möglich im Freien gelassen werden und erst ins Winterquartier gebracht werden, wenn die Temperatur unter 10 °C sinkt. Damit die anschließende Überwinterung klappt, Folgendes beachten:
- Standort sollte hell und kühl sein
- beispielsweise ein Wintergarten oder ein heller Wohnraum
- die Temperatur sollte etwa 10-15 °C betragen
- ist es kälter, fällt die Ernte im Folgejahr geringer aus
- höhere Temperaturen sind hingegen unproblematisch
- die Erde sollte möglichst trocken sein
- denn im Inneren dauert es zu lange, bis sie trocknet
- dadurch könnten die Pflanzen eingehen
- nicht düngen!
- im Frühjahr die Pflanzen umtopfen, mit frischer Erde
- danach regelmäßig düngen
Nützliche Tipps
Die Schärfe der Chilis nimmt zwar nicht mit hinausgezögerter Reife zu, lässt sich jedoch manuell beeinflussen. Denn wenn die Chilipflanzen kurz vor der Ernte an Wasserstress leiden, erhöht sich die Schärfe der Früchte. Hierfür die Chilipflanzen nur noch so oft gießen, dass sie gerade noch am Leben überleben. Hierbei ist jedoch Vorsicht geboten, denn bei falscher Handhabung könnten die Pflanzen eingehen. Zudem hat dies den Nachteil, dass der Wasserstress zulasten der Ernte geht. Die Süße der Chilis nimmt hingegen bei fortschreitender Reife zu, ebenso der Gehalt an Beta-Carotin.