Die Familie sitzt beim gemütlichen Abendbrot. Sarah, die Schwiegertochter, ist schwanger. Als ihr der Schwiegervater den Korb mit den frisch geernteten Tomaten reicht, wehrt sie erschrocken ab. „Auf keinen Fall – ich bin doch schwanger!“ Allgemeines Kopfschütteln. Was ist denn dran an dieser Abwehr? Wir informieren Sie über Tomaten in der Schwangerschaft.
Nachtschattengewächse sind doch giftig?
Tomaten gehören in diese Pflanzenfamilie, die weltweit verbreitet sind und zu der etwa 2300 Arten gehören. Biologisch gesehen, zählen sie zu den Beerenfrüchten. Ursprünglich sind Tomaten in Südamerika beheimatet. Typische Kennzeichen, die natürlich jeder Kleingärtner kennt, sind
- Vorkommen als Kräuter oder Sträucher
- Blätter: ungeteilt oder gefiedert
- Blüten: fünfzählig, gelbblühend
- Vertreter: u.a. Tomate, Paprika, Kartoffel, Tabak
- Nutzung als Arznei- und Giftpflanzen oder Nutzpflanzen
- Inhaltsstoffe: u.a. Alkaloide (organische Pflanzenstoffe, die als Stoffwechselend- oder Ausscheidungsprodukte der Pflanze zählen) in kleinsten Mengen Giftwirkungen für den Menschen
Die Dosis macht das Gift
So lautet ein alter und bekannter Spruch aus der Pharmazie, natürlich Latein, weil das besser klingt und kaum einer versteht. Erst ab einer Verzehrmenge von 2,5 kg unreifen Tomaten können Vergiftungserscheinungen auftreten.
MERKE: Für Schwangere gibt es keine obere Grenze für die Menge an Tomaten, die sie essen dürfen!
Der Nutzen natürlicher Giftstoffe
Die Tomate enthält natürliche Giftstoffe, die aber wegen ihrer geringen Konzentration als unbedenklich einzustufen sind. Für die Pflanze dienen sie als Schutz vor Tierfraß oder Mikroorganismen. Zu diesen Giftstoffen zählen:
Blausäure
- kommt nur in geringen Mengen vor
Solanin
- ist ein Alkaloid
- wird auch als Tomatidin bezeichnet
- Gehalt wird durch Reifegrad, Sorte, Wachstumsbedingungen und Lagerung beeinflusst
- schmeckt bitter (wie viele andere Stoffe, die giftig sind)
- ist wasserlöslich
Cadmium
- Schwermetall, das von der Pflanze aufgenommen wird über die Luft, Kompost (Achtung Kleingärtner!), phosphathaltige Düngemittel und Kalke
Zum Thema Pflanzenernährung schreibt der Industrieverband Agrar:
„Eine Akkumulation von Cadmium im Boden durch Mineraldüngung kann … weitgehend vernachlässigt werden, “ für unsere Zwecke also unbedenklich.
Lektin(e)
- hat selbst keinen Nährwert; deshalb auch „Anti-Nährstoff“
- kann aber die Aufnahme anderer wichtiger Nährstoffe verhindern
- wird durch Kochen zerstört
- Gehalt in Tomaten verursacht kaum Probleme
- Menschen mit Autoimmunerkrankungen und Darmerkrankungen sollten lieber verzichten
Die DGE empfiehlt in der Schwangerschaft
Das ist die Deutsche Gesellschaft für Ernährung und Diätetik, die eine abwechslungsreiche und ausgewogene Ernährung in der Schwangerschaft empfiehlt:
- Pflanzliche Lebensmittel sollten reichlich verzehrt werden.
- Täglich 3 Portionen Gemüse und 2 Portionen Obst, wobei man sich wegen der
Eingruppierung von Tomaten streiten kann, ob Tomaten als Beerenfrüchte nun Gemüse oder Obst sind …
Die rote Powerkugel und was sie beinhaltet
- Wasser (95%)
- Lycopin
- Fruchtsäuren
- Vitamin C
- Folsäure
- Vitamin A
- insgesamt 13 Vitamine
- Kalium
- Magnesium
- insgesamt 17 verschiedene Mineralstoffe
Nutzen in der Schwangerschaft
Wenn Sie schwanger sind, sollten Sie keinesfalls auf 2-3 Tomaten täglich verzichten, weil sie:
1. Schutzstoffe für Ihren Organismus und den des kleinen wachsenden Wunders in Ihnen enthalten, z.B. Lycopin
- ist das Beta-Karotin in der Zellmembran, das der Tomate ihre schöne Rot- oder Orangefärbung verleiht
- schützt vor Zellschäden, die Krebserkrankungen nach sich ziehen können
- wirkt als Blutverdünner (ähnlich wie Aspirin, welches in der Schwangerschaft nicht die erste Wahl sein sollte)
- senkt den Cholesterinspiegel im Blut und vermindert dadurch die Gefahr von Arterienverkalkung, Herzinfarkt und Schlaganfall
2. Verdauungsprozesse unterstützen und damit die Darmgesundheit beeinflussen. Viele Schwangere leiden an Verstopfung. Neben Bewegungsmangel und zu wenig Flüssigkeitszufuhr (2-3 l/ täglich!) werden zu wenig Ballaststoffe zugeführt. Die aber sorgen für die Darmbewegung.
3. unser empfindliches Immunsystem über die gesunde Bakterienflora der Darmschleimhaut stärken. Die körpereigene Abwehr, z.B. gegen Erkältungen, verbessert sich.
4. durch ihren hohen Wassergehalt (95%!) die Wasserausscheidung begünstigen. Wasseransammlungen in den Beinen sind ein häufig beklagtes Phänomen Schwangerer. Hier können Tomaten helfen.
5. die Hautalterung verlangsamen, die durch sogenannte freie Radikale, die Zellmembranen angreifen, zustande kommt. Es ist bekannt, dass Schwangere durch die hormonellen Veränderungen meist eine besonders schöne Haut haben. Wer also noch schöner werden will, greife einfach zur Tomate! Der natürliche Sonnenschutz der Haut wird übrigens 33% gesteigert.
6. die Leistungsfähigkeit unserer Lunge verbessern. Die nimmt normalerweise ab dem 30. Lebensjahr ab. Tomatenesser verlangsamen diesen Prozess. Außerdem kann dieser Hinweis auch für Schwangere, die durch die Verringerung des Brustraumes sowieso schon kurzatmig sind, hilfreich sein.
7. den Glukosestoffwechsel stabilisieren, was besonders für Schwangere, die familiär bedingt einen Schwangerschaftsdiabetes entwickeln könnten, interessant sein dürfte.
8. durch ihre reichhaltigen Beta-Karotinoide Augenerkrankungen verhindern können.
9. zusammen mit der Aminosäure Tryptophan dämpfend auf das Nervensystem wirken und so gegen Ende der Schwangerschaft auch für einen erholsamen Nachtschlaf sorgen können.
Was der Kleingärtner sowieso weiß
- „Tasty Tom“ gilt unter den Experten als die geschmackvollste und aromatischste Sorte, die am besten zum Schmoren geeignet ist.
- Je aromatischer der Duft am Strunk ist, umso frischer ist die Tomate.
- Je reifer die Tomate ist und je schneller sie zum Verzehr auf den Tisch kommt, umso geringer ist der Solaningehalt.
- „Ochsenherz“ ist wegen des leicht süßlichen Geschmacks die ideale Grundlage für eine Tomatensuppe.
- Je besser grüne Stellen am Strunk entfernt werden, umso weniger Solanin wird aufgenommen.
- Je kühler und dunkler die Tomate nach der Ernte gelagert wird, umso länger ist haltbar (bis zu fünf Tagen).
Wie Wissenschaftler Tomaten kochen
- Aus einer finnischen Studie wurde bekannt, dass je länger Tomaten auf dem Herd köcheln, sie umso gesünder werden. Der Anteil des biologisch verfügbaren Lycopins steigt mit jeder Minute. Die ideale Kochzeit beträgt mindestens 20 Minuten.
- Die Zubereitung mit einem guten Öl (Z.B. Olivenöl) wegen der Fettlöslichkeit von Lycopin ist empfehlenswert. Dadurch wird die Aufnahme im Darm deutlich erleichtert.
Wenn Ihnen bis jetzt der Appetit noch nicht gekommen sein sollte, gibt es ein Rezept – (nicht nur) für schwangere Schwiegertöchter.
Salat mit Tomate, Grünkern und Rucola
- ¼ Becher Grünkern Nach Verpackungsangabe kochen, abtropfen, auskühlen lassen
- 1 EL Walnussöl Vermengen mit
- 4 TL weißer Balsamico-Essig
- ¼ TL Salz
- 1 Prise schwarzen Pfeffer
- gekochter Grünkern dazu
- Rucola dazu
- 2 geviertelte Tomaten dazu
- 1 Lauchzwiebel dünn geschnitten über Salat streuen
- 1 ½ EL gewürfelten Feta darüber geben
- Guten Appetit bei nur 195 kcal / Portion!
Quellen
- Biologie Jugendlexikon, 5. Aufl. , VEB Bibliographisches Institut Leipzig, 1986
- TV Hören und Sehen, verschiedene Ausgaben 2018
- https://www.gesundheit.de/ernaehrung/rund-ums-lebensmittel/wissen-rund-um-lebensmittel/gesundheitsschaedigende-natuerliche-pflanzeninhaltsstoffe
- https://www.iva.de/verband/pflanzenernaehrung/faq-haeufig-gestellte-fragen/mineralduenger-schadstoffe-und-gefahren/wird-durch
- https://www.lavita.de/blog/lektine/
- https://www.fid-gesundheitswissen.de/pflanzenheilkunde/tomaten/lycopin-so-schuetzt-der-rote-farbstoff-ihre-gefaesse/