„Tomaten auf den Augen haben“ ist eine alte Redewendung, die bis heute in der Umgangssprache zum Einsatz kommt. Wir erklären, wie diese Redewendung zustande gekommen ist und was sie eigentlich bedeutet.
Die deutsche Sprache lebt von Sprichwörtern und Redewendungen, wie beispielsweise „Tomaten auf den Augen haben“. Doch was möchte man mit dieser Redewendung eigentlich sagen, und wie ist sie überhaupt zustande gekommen? Wir sind der Sache auf den Grund gegangen und haben sowohl die Bedeutung als auch die Herkunft dieser Redewendung genauer betrachtet.
Bedeutung
Wer „Tomaten auf den Augen“ hat, läuft in der Regel nicht tatsächlich mit Früchten im Gesicht durch die Gegend. Vielmehr möchte man mit dieser Redewendung sagen, dass die betroffene Person etwas nicht sieht oder bemerkt. Ebenso kann damit gemeint sein, dass jemand etwas Offensichtliches nicht bemerken möchte. Neben „Tomaten auf den Augen haben“, gibt es noch ähnliche Abwandlungen dieser Redewendung:
- Knöpfe auf den Augen haben
- Eier auf den Augen haben
- blind sein
Herkunft
Die Herkunft der Redewendung „Tomaten auf den Augen haben“ ist nicht eindeutig geklärt. Allerdings finden sich zahlreiche unterschiedliche Thesen, wie diese Redewendung wohl zustande gekommen ist. Nachstehend finden Sie drei der verbreitetsten Herkunftsgeschichten von „Tomaten auf den Augen haben“:
#1: Rote, verschlafene Augen
Wer müde und verschlafen ist, hat oftmals geschwollene und rote Augen. Meist ist der weiße Bereich um die Pupille rot gefärbt, sodass es scheint, als hätte man Tomaten auf den Augen. Hinzu kommt, dass verschlafene und müde Personen oftmals Dinge übersehen oder gar nicht bemerken. Wer also rote, geschwollene Augen hat und aufgrund von Verschlafenheit unaufmerksam ist, könnte ebenfalls „Tomaten auf den Augen haben“.
#2: Frucht der Sünde
Weit in die Geschichte zurück, geht diese Herkunftsthese: So heißt es, dass Tomaten bis in das späte Mittelalter in Spanien als „Frucht der Sünde“ galten. Denn die roten Früchte wurden oftmals als Bestrafung für Gesetzesbrecher, aber auch Ehebrecher und Verräter eingesetzt. Wer das Gerichtsurteil „tomates en los ojos“ („Tomaten auf die Augen“) erhielt, musste über einen längeren Zeitraum mit vor die Augen gebundenen Tomaten herumlaufen. Für viele Gesetzesbrecher war dies eine öffentliche Demütigung, da durch diese Art von Bestrafung jeder von ihrem Verbrecher erfuhr.
#3: Die rote Ampel
Eine weitere Herkunftsthese führt auf Verkehrspolizisten zurück: Diese standen früher noch bei den alten Ampelanlagen und verrichteten ihren Dienst. Wenn ein Autofahrer trotz grüner Ampel nicht losfahren wollte, haben die Verkehrspolizisten oft gesagt, dass dieser „Tomaten auf den Augen habe“. Damit wollten sie sagen, dass der gemeinte Autofahrer immer noch Rot sah, obwohl die Ampel bereits auf Grün geschalten hat.
„Tomaten auf den Augen“ im Englischen
Eine Wort für Wort-Übersetzung von „Tomaten auf den Augen haben“ ins Englische gibt es nicht. Allerdings gibt es auch in der englischen Sprache Redewendungen, welche letztendlich dieselbe Aussage haben. Unter anderem könnte man „Tomaten auf den Augen haben“ auf Englisch wie folgt übersetzen:
Übersetzungen
- „Are you blind?“ – Bist du blind?
- „to be friggin‘ blind“ – Eier auf den Augen haben
- „to be oblivious of sth.“ – blind sein gegenüber etwas
Beispiele
- „Hast du Tomaten auf den Augen? Du bemerkst gar nicht, was du machst“
„Are you friggin‘ blind? You’re not paying attention to what you’re doing“
- „Meine Kollegin wird demnächst entlassen werden, aber sie hat Tomaten auf den Augen“
„My colleague will soon be fired but she’s oblivious.“