Tomaten brauchen für ein gesundes Wachstum und reiche Fruchtbildung einen guten, ausgewogenen Dünger. Diesen müssen Sie nicht für viel Geld im Fachhandel kaufen, sondern können ihn mit einfachen Zutaten leicht selbst herstellen. Perfekt für das starkzehrende Fruchtgemüse ist Beinwell geeignet, ein Kraut, das vielerorts wild wächst oder auch im Garten angebaut werden kann. Daraus hergestellte Jauche versorgt die Tomaten nicht nur mit Nährstoffen, sondern schützt auch vor Krankheitserregern und Schädlingsbefall. Erfahren Sie, was Sie bei der Herstellung sowie der Anwendung des Bio-Düngers beachten sollten.
Natürlicher Tomatendünger: Beinwelljauche
Die leckeren Paradiesäpfel sind in puncto Pflege nicht ganz unkompliziert: Eine ausgewogene Versorgung mit allen Nährstoffen ist für die Pflanzen essenziell, wobei neben einer Unter- auch eine Überversorgung problematisch werden kann. Eine Überdüngung hat ebenfalls ein schwaches Wachstum sowie eine erhöhte Anfälligkeit für Krankheiten sowie einen Schädlingsbefall zur Folge, lässt sich aber ganz leicht vermeiden: Verwenden Sie statt künstlicher Tomatendünger selbst hergestellte Pflanzenjauchen, beispielsweise aus Beinwell, so ist eine übermäßige Düngung praktisch ausgeschlossen. Dasselbe gilt im Übrigen für fast alle organischen Dünger, da diese sich langsam zersetzen und die enthaltenen Nährstoffe allmählich freigeben – und nicht auf einem Schwung, wie es bei einer Düngung mit künstlichen Mitteln geschieht.
Inhaltsstoffe im Überblick
- Stickstoff: unverzichtbar für das Pflanzenwachstum
- Kalium: essenziell für den Wasserhaushalt der Pflanze
- Phosphat: wichtig für den Stoffwechsel und die Widerstandsfähigkeit gegen Krankheitserregern
- Kieselsäure: lebenswichtiges Spurenelement auf der Basis von Silizium, wird für ein gesundes Wachstum benötigt und macht Pflanzen widerstandsfähiger gegen Krankheiten
- Gerbstoffe: unverzichtbar für die Pflanzengesundheit sowie den Zellaufbau
- Spurenelemente: lebenswichtige Mineralstoffe, die an vielen Prozessen im pflanzlichen Stoffwechsel beteiligt sind
Beinwell wird bereits seit Jahrtausenden als Heilpflanze für Mensch und Tier verwendet, darf jedoch aufgrund enthaltener, giftiger Pyrrolizidinalkaloide nicht innerlich angewendet werden. Im Garten als Dünge- oder Pflanzenstärkungsmittel eingesetzt, ist die Pflanze jedoch ungiftig.
Weitere Möglichkeiten einer Anwendung
Die Anwendung von Beinwell beschränkt sich nicht nur auf das Düngen starkzehrender Nutzpflanzen wie den Tomaten, Sie können die Heilpflanze auch als Pflanzenstärkungsmittel sowie zur direkten, natürlichen Bekämpfung von Krankheiten und Schädlingen verwenden. Dafür allerdings ist Beinwelljauche ungeeignet, denn die vergorene Brühe darf nur verdünnt auf den Boden gegossen und niemals auf Blätter und andere Pflanzenteile versprüht werden – diese würden von dem scharfen Mittel buchstäblich verbrannt werden.
Stattdessen brühen Sie mit heißem (aber nicht mehr kochendem!) Wasser aus frischen oder getrockneten Beinwellblättern einen Tee auf, der etwa 15 bis 20 Minuten ziehen und anschließend abkühlen sollte. Anschließend seihen Sie die Pflanzenteile ab und besprühen die Tomatenpflanzen mit dem Sud. Alternativ können Sie Beinwellblätter auch mit kaltem Wasser übergießen und etwa einen Tag lang ziehen lassen. Beinwell hilft wunderbar gegen Blattsaft saugende Schädlinge wie beispielsweise Spinnmilben oder Blattläuse sowie gegen pilzliche Pflanzenkrankheiten wie Mehltau. Die Behandlung im akuten Krankheitsfall sollte jedoch nicht nur einmal, sondern über mehrere Wochen hinweg im Abstand von jeweils wenigen Tagen erfolgen.
Übrigens müssen Sie nicht eigens eine Beinwelljauche herstellen, um Ihre Tomaten damit zu versorgen. Die Überreste aus der Herstellung eines pflanzenstärkenden Aufgusses oder auch einer Jauche lassen sich prima zum Mulchen der Tomatenpflanzen verwenden, genau wie zerhäckselte frische Beinwellblätter und -stängel. Besonders profitieren Jungpflanzen, wenn Sie beim Einpflanzen eine Handvoll gut zerkleinerter, frisch gepflückter Beinwellblätter mit ins Pflanzloch geben. Beide Maßnahmen versorgen die Pflanzen sowohl mit wertvollen Nährstoffen und dienen als effektiv vorbeugendes Pflanzenschutzmittel.
Beinwell richtig bestimmen und sammeln
Der weit verbreitete Echte Beinwell (Symphytum officinale) wächst vorzugsweise in Gebieten mit eher feuchtem Boden. Sie finden ihn vor allem in der Nähe fließender Gewässer wie etwa Bachläufen und Flüssen, wo er oft in großen Mengen auf größeren Flächen wächst. Die mehrjährige Staude breitet sich, einmal an einem Standort etabliert, sehr schnell aus. Aber auch an Weg- und Ackerrändern ist das Heilkraut des Öfteren anzutreffen. Neben dem Echten oder Gewöhnlichen Beinwell eignen sich auch der Sumpf-Beinwell, eine Unterart des Symphytum officinale, sowie der Futter-Beinwell (Symphytum × uplandicum) für eine Verwendung im Garten. Die genannten Arten sind in Mitteleuropa weit verbreitet, im Gegensatz zu den anderen ca. 40 Beinwellarten. Doch Vorsicht: Beim Sammeln von Beinwell ist Vorsicht geboten, denn die Pflanze lässt sich schnell mit dem hoch giftigen Roten Fingerhut (Digitalis purpurea) verwechseln.
Bestimmungsmerkmale im Überblick
Damit Ihnen das nicht passiert und Sie aus Versehen eine giftige Fingerhut- anstatt der gewünschten Beinwelljauche herstellen, liefern wir Ihnen an dieser Stelle eine Anleitung für das sichere Erkennen der Heilpflanze. Suchen Sie an feuchten Wegrändern, Bachufern, auf feuchten Wiesen sowie in Mooren und Auen. Beinwell wächst an sonnigen bis halbschattigen Standorten sowie auf nährstoffreichen Böden. Achten Sie beim Sammeln vor allem auf diese Bestimmungsmerkmale:
- Wuchshöhe zwischen 30 und 100 Zentimetern
- Blütezeit: Mai bis August
- Blüten: meist rotviolett, können jedoch auch gelblich sein
- Blütenrand oft eingerollt
- Blätter lang und breit lanzettlich
- stehen vom Stängel ab
- Stängel wie Blätter behaart
Einfacher Anbau im Garten
Stattdessen lässt sich Beinwell aber auch unkompliziert im Garten anbauen. Wählen Sie einen sonnigen bis halbschattigen Standort mit leicht feuchtem, gern lehmigem Boden. Ein vollsonniger Platz ist allerdings wegen der Austrocknungsgefahr nicht geeignet. Zudem sollte das Beet etwas abgelegen platziert und gut mit Hilfe einer Wurzelsperre versehen werden. Beinwell neigt zum Wuchern und lässt sich nur schwer bekämpfen, daher ist eine effektive Vorsorge wichtig. Für den Garten gibt es diverse Zuchtsorten, die zudem einen geringeren Gehalt an giftigen Pyrrolizidinalkaloiden aufweisen.
Beinwelljauche herstellen
Beinwelljauche lässt sich sehr leicht herstellen, wie die folgende Anleitung zeigt:
- Sammelzeit April bis Juli
- möglichst nur Blätter verwenden
- etwa ein Kilogramm Blätter mit zehn Litern kaltem Wasser aufgießen
- Beinwelljauche nur in Kunststoffbehältern herstellen
- keine Metallbehälter verwenden!
- Behältnis mit luftdurchlässigem Tuch o. ä. abdecken, als Schutz vor Insekten
- während des Gärvorgangs muss Luft an die Mischung
- Behältnis an dunklen und warmen Ort stellen
- möglichst abgelegen, da Beinwelljauche stinkt
- gegen unangenehmen Geruch Gesteinsmehl hinzufügen
- Mischung täglich umrühren
Die Beinwelljauche ist fertig, wenn das Gebräu beim Umrühren nicht mehr schäumt. Je nach Witterung nimmt die Gärung zwischen acht und 14 Tagen in Anspruch: Je wärmer es ist, desto schneller ist das Mittel gebrauchsfertig. Nun können Sie die Jauche abseihen (etwa durch ein feines Tuch) und in eine gut verschließbare Flasche oder ein Einwegglas umfüllen. Hier hält sie sich einige Monate.
Brennnesseln und Ringelblumen
– Die perfekte Ergänzung –
Perfekt wird die Beinwelljauche, wenn Sie ihr Brennnesseln sowie eventuell Ringelblumen hinzufügen. Brennnesseln liefern zusätzlich Eisen und Magnesium, wertvolle Nährstoffe, die in Beinwell in eher geringem Maße enthalten sind. Außerdem erhöht das Kraut den Gehalt an Stickstoff und Phosphor. Sie können Beinwell und Brennnesseln zu gleichen Teilen gemeinsam als Jauche ansetzen oder jeweils fertige Jauchen zusammenschütten. Eine Handvoll gut zerkleinerter Ringelblumenblüten (Calendula officinalis) kann ebenfalls hinzugefügt werden. Die Inhaltsstoffe des Korbblütlers helfen gegen Krankheitserreger – vor allem gegen Bakterien und Pilze – sowie gegen Schädlinge.
Die richtig Dosierung
– So düngen Sie Ihre Tomaten mit der fertigen Beinwelljauche –
Die fertige Beinwelljauche dürfen Sie jedoch auf keinen Fall unverdünnt auf Ihre Tomaten geben. Düngen Sie die Pflanzen am besten gemäß dieser Anleitung:
- Jauche im Verhältnis 1:10 verdünnen
- zum Verdünnen möglichst Regenwasser nehmen
- Tomaten wöchentlich mit etwa einem Liter düngen
- Jauche immer direkt auf den Boden gießen
Tipp: Beinwelljauche eignet sich auch zum Düngen von Topftomaten. In diesem Fall die Brühe jedoch im Verhältnis 1:20 verdünnen.