Wer nicht im Besitz eines Gartens ist, muss keinesfalls auf das Anbauen von Tomaten verzichten! Denn zur Freude Vieler, lassen sich Tomaten auf dem Balkon anbauen und zwar problemlos.
Für den Anbau vieler Gemüsesorten ist nicht zwingend ein großes Beet erforderlich, denn viele Pflanzen lassen sich problemlos in Kübeln anbauen. Insbesondere Tomatenpflanzen gedeihen prächtig auf Balkonen und sorgen durch ihr dekoratives Erscheinungsbild auch für das optische Highlight. Wie Sie das rote Gemüse in Kübeln und Töpfen kultivieren, erfahren Sie hier!
Geeigneter Balkon
Sofern ein Balkon vorhanden ist, kann im Prinzip jeder selbst Tomaten anbauen. Allerdings sind die Tomatenpflanzen bezüglich des Standortes dennoch anspruchsvoll. Da sie besonders gut an sonnigen Plätzchen gedeihen, ist ein Süd-Balkon optimal für sie. Natürlich ist dies keine Voraussetzung, denn die Erfolgschancen auf eine ertragreiche Ernte stehen auch bei einer westlich oder südlich gerichteten Loggia gut. Die Tomaten können zwar auch auf einem nach Nord-Balkon angebaut werden, allerdings bietet dieser nicht die optimalen Bedingungen:
- sonnig, mindestens 8 Stunden Sonnenlicht am Tag
- Temperatur zwischen 18-25 Grad
- ausreichend Platz
- Pflanzabstand sollte mindestens 60-80 cm betragen
- Schutz vor Witterung
- wie zum Beispiel eine windgeschützte Wand
- Überdachung ist ideal
- Tomaten sind dadurch nicht dem Schlagregen ausgesetzt
Equipment für den Anbau
Wer sich dazu entschließt, Tomatenpflanzen auf dem Balkon zu kultivieren, benötigt nicht nur ausreichend Platz. Denn der Grundbaustein für eine ertragreiche Ernte wird mit dem passenden Equipment gelegt. Die Gewächse benötigen neben den entsprechenden Gefäßen sowohl einen Regenschutz als auch Rankhilfen. Für den Anbau auf dem Balkon haben sich vor allem folgende Utensilien bewährt:
Pflanzgefäße
Balkontomaten werden bevorzugt in Kübel oder Töpfen kultiviert. Hierfür eignen sich handelsübliche Exemplare, welche bestenfalls mit einem Abflussloch ausgestattet sind. Denn die Gewächse vertragen keine Staunässe und erweisen sich als dankbar, wenn das überschüssige Wasser ablaufen kann. Für die Tomaten haben sich Pflanzgefäße bewährt, welche folgende Eigenschaften haben:
- Topfgröße besser zu groß, als zu klein wählen
- ausreichend Platz für die Wurzeln muss vorhanden sein
- optimale Topfgröße ist abhängig von der Tomatensorte
- kleine Sorten benötigen Topfgröße von etwa 3-10 Liter
- große Sorten benötigten Topfgröße ab 40 Liter
- aus Holz, Ton, Eternit oder Kunststoff
- ideal ist ein Wasserspeicher
- besonders nützlich im Sommer oder Kurzurlaub
- Wasserspeicher versorgt die Tomaten einige Tage mit Wasser
- bestenfalls ist der Wasserspeicher mit einer Anzeige ausgestattet
Tipp: Auf dem Balkon lassen sich die Tomaten auch in besonders dekorativen Hängeampeln anbauen. Diese Art des Anbaus ist nicht nur platzsparend, sondern mindert zugleich den Pflegeaufwand. Denn das Ausgeizen und Stützen der Ampeltomaten ist in der Regel nicht erforderlich.
Substrat
Für die starkzehrenden Tomaten eignet sich ein nährstoffreiches Substrat. Es ist empfehlenswert, eine hochwertige Pflanzenerde zu verwenden, wie beispielsweise eine spezielle Tomatenerde. Denn dieses Substrat ist auf die Bedürfnisse der Tomatenpflanzen abgestimmt und erfüllt in der Regel folgende Voraussetzungen:
- nährstoffreich
- reich an Mineralstoffen
- locker und gut durchlässig
- kann Feuchtigkeit gut aufnehmen
- kalkhaltig
- pH-Wert zwischen 6,5-7
- enthält Humus, Perlite oder Tonbestandteile
- bestenfalls ist ein Langzeitdünger integriert
Rankhilfe
Das Wachstum der Tomatenpflanzen geht äußerst schnell vonstatten und nicht selten tragen sie eine Vielzahl an Früchten. Damit die Pflanze nicht unter der Last ihrer eigenen Früchte zusammenbricht, sollten sie gestützt werden. Hierfür gibt es unterschiedliche Möglichkeiten, allerdings haben sich folgende Varianten bewährt:
- Tomatenstäbe aus Kunststoff oder Holz
- Stützen aus Bambus
- Spiralstäbe aus Metall
- Pyramiden, Obelisken und Spaliere
Wer die Gewächse auf dem Balkon kultiviert, kann diese jedoch auch mithilfe eines Netzes bzw. Gitters stützen. Diese Exemplare lassen sich schnell und einfach selbst herstellen, indem Schnüre an der Wand montiert und zu einem Gitter geformt werden. Die Tomatenpflanzen werden anschließend mit der Schnur angebunden und dadurch gestützt. Alternativ hierzu kann die Schnur auch an der Decke fixiert und anschließend mit den Pflanzen verbunden werden.
Regenschutz
Nicht immer bietet das Dach auf dem Balkon den optimalen Schutz vor der Witterung. Daher ist es ratsam, die Tomatenpflanzen zusätzlich vor Wind und vor allem Regen zu schützen. Eine besonders kostengünstige Methode ist, den Regenschutz selbst herzustellen. Hierfür wird lediglich eine Folie auf Bambusstäben gespannt und oben sowie unten befestigt. Anschließend lässt sich die Folie mit einem Haken an der Wand montieren und bei Bedarf über die Tomatenpflanzen spannen. Für die Balkontomaten gibt es jedoch auch fertige Exemplare, welche keinerlei handwerkliches Geschick benötigen:
Tomatenhaube
- eignet sich hervorragend für einzelne Pflanzen
- ist bestenfalls mit Abstandsringen ausgestattet
- dadurch kommt die Folie nicht mit den Blättern in Kontakt
- die Folie simuliert das Gewächshausklima
- an sonnigen Tagen wird die Folie abgezogen
Tomatenhut
- besteht aus Kunststoffdeckel oder Schutzfolie
- idealerweise sind Luftlöcher integriert
- dadurch wird Luftzirkulation ermöglicht
Einpflanzen
Vor dem Einpflanzen sollten zunächst die Gefäße gereinigt werden. Dies gilt insbesondere für wiederverwendete Töpfe und Kübel. Die Gefäße werden in erster Linie von jeglichen Überresten befreit und anschließend mit einem handelsüblichen Spülmittel gereinigt. Alternativ kann stattdessen jedoch auch eine Natronlauge verwendet werden. Sind die Töpfe gereinigt, kann mit dem Einpflanzen der Gewächse begonnen werden:
- Behälter mit Substrat befüllen
- rund ¾ sollen befüllt werden
- Pflanze bis zum Blattansatz mittig einsetzen
- Erde vorsichtig andrücken
- Gefäß mit Erde auffüllen
- rund 5 cm Abstand zum Rand lassen
- dadurch läuft die Erde beim Gießen nicht über
- Rankhilfe miteinsetzen
- oder die Pflanze mit einer Schnur anbinden
- anschließend gut bewässern
Düngen
Tomatenpflanzen profitieren zwar grundsätzlich von organischen Düngemitteln, allerdings eignet sich Kompost nur bedingt zum Düngen für Balkontomaten. Für die Kultur im Kübel haben sich hingegen mineralische Düngemittel wie Flüssigdünger, Düngestäbchen und Drops bewährt. Letztere zeichnen sich durch ihre Langzeitwirkung aus und werden einige Zentimeter vom Topfrand entfernt eingesetzt. Je nach Präparat unterscheiden sich die Dosierung sowie die Dauer der Nährstoffversorgung. Anders verhält es sich mit Flüssigdünger, welcher den Gewächsen regelmäßig wie folgt verabreicht wird:
- gedüngt wird ab der 2. Woche nach dem Einpflanzen
- bis zum ersten Blütenstand alle 2 bis 3 Wochen düngen
- nach dem Fruchtansatz wöchentlich düngen
- davor immer die Erde bewässern
- denn die Erde sollte leicht feucht sein
- das schont die Wurzeln
- und sie können die Nährstoffe besser aufnehmen
Gießen
Für Balkontomaten ist es ratsam, Gefäße mit einem integrierten Wasserspeicher zu wählen. Denn die Tomatenpflanzen wollen regelmäßig bewässert werden, allerdings vertragen sie keine Staunässe. Der Nachteil hierbei ist lediglich, dass es hauptsächlich Balkonkästen mit Wasserspeicher gibt. Es werden zwar auch Töpfe mit integriertem Wassertank angeboten, allerdings sind diese preislich recht hoch angesetzt. Natürlich ist ein solches System nicht zwingend erforderlich, unterstützt die Bewässerung der Balkontomaten jedoch erheblich. Denn die Tomaten möchten wie folgt bewässert werden:
- am besten mit kalkfreiem Wasser
- idealerweise Regenwasser
- abgestandenes Leitungswasser eignet sich auch
- in den frühen Morgenstunden gießen
- oder nachmittags bzw. in den frühen Abendstunden
- bei anhaltender Trockenheit zusätzlich gießen
- ebenso an sehr sonnigen Tagen
- Wurzelballen sollte stets feucht sein
- direkt auf die Wurzeln gießen
- die Blätter beim Bewässern nicht benetzen
Tipp: Für die Kultur im Kübel bieten sich zudem spezielle Bewässerungssysteme oder Wasserkugeln an, welche die Pflanzen regelmäßig mit Wasser versorgen.
Schneiden/Ausgeizen
Für den Anbau auf dem Balkon eignen sich vor allem kleinwüchsige Tomatensorten, wie Busch- oder Wildtomaten. Diese haben zudem den Vorteil, dass sie nicht zwingend ausgegeizt werden müssen. Allerdings ist es ratsam, stets die untersten Blätter zu entfernen. Denn dadurch wird das Risiko von Krankheiten deutlich minimiert. Wer sich zudem für das Ausgeizen entscheidet, vollzieht dies am besten wie folgt:
- nicht an trockenen Pflanzen schneiden
- denn deren Gewebe ist schlaff
- dadurch könnten größere Wunden entstehen
- Pflanze am Vortag gießen
- einen trockenen, leicht windigen Morgen zum Schneiden wählen
- alle Triebe bis auf 4 oder 5 Stück entfernen
- frische Geiztriebe mit den Fingern abknipsen
- ältere Triebe zur Seite brechen
- besonders feste Triebe abschneiden
- dabei nicht über der Blütendolde schneiden
- und nicht zu tief in die Blattachseln schneiden
- Haupttrieb kürzen
- ab August frische Blüten entfernen
Bestäuben
Das Bestäuben der Tomaten übernehmen in der freien Natur diverse Insekten und der Wind. Wenngleich sich die Balkontomaten zwar im Außenbereich befinden, bedeutet es nicht, dass die natürlichen Helferlein den Weg zu ihnen finden. Daher ist es ratsam, den Balkon zusätzlich mit duftenden Pflanzen zu dekorieren, welche Bienen und Hummeln anlocken. Allerdings sollen die Tierchen nicht nur angezogen, sondern auch mit Nahrung versorgt werden. Für die Bienen eignen sich vor allem ungefüllte Blüten für die Nahrungsversorgung:
- Fächerblume
- Kapuzinerkresse
- Glockenblume
- Wandelröschen
- Lavendel
Tipp: Die Tomaten lassen sich auch manuell bestäuben, indem sanft an der Pflanze gerüttelt wird. Denn dadurch verteilen sich die Pollen und die Befruchtung kann stattfinden. Allerdings lassen sich die Pflanzen auch bestäuben, indem mit einem weichen Pinsel über die Narben und Pollensäcke gestrichen wird.
Ernte
Sobald sich die ersten Früchte an den Tomatenpflanzen sehen lassen, ist die Ernte nicht mehr weit. Reife Tomaten lassen sich in vor allem an ihrer sortentypischen Färbung, welche von gelb bis rot sein kann, erkennen. Zudem lassen sich reife Früchte ohne jeglichen Kraftaufwand pflücken und haben eine etwas weichere Haut. Die ausgereiften Tomaten können zwar direkt nach der Ernte vernascht werden, allerdings lassen sich diese auch lagern und konservieren:
- Temperatur zwischen 16-18 Grad
- zu niedrige Temperatur beeinträchtigt den Geschmack
- und beschleunigen den Verfaulungsprozess
- Kühlschrank eignet sich nicht für die Lagerung
- Tomaten lassen sich konservieren
- einfrieren
- einlegen
- einmachen
Überwintern
Tomaten sind äußerst frostempfindlich und demnach nicht winterhart. Allerdings lassen sich diese mit etwas Geschick überwintern. Die Erfolgsaussichten stehen insbesondere für im Kübel kultivierte Wildtomaten relativ gut, weshalb das Überwintern definitiv einen Versuch wert ist. Essenziell hierfür ist, dass den Tomaten auch in der kalten Jahreszeit ausreichend Licht zur Verfügung steht. Daher ist es empfehlenswert, spezielle Pflanzenlampen für die Überwinterung zu besorgen. Um die Tomaten heil durch die kalte Jahreszeit zu bringen, sind folgende Voraussetzungen erforderlich:
- lichtdurchfluteter Standort
- ideal ist ein ungeheizter Wintergarten oder ein helles Treppenhaus
- alternativ die Pflanze künstlich beleuchten
- Temperatur nicht über 15 Grad
- vor der Überwinterung die Pflanze mit Niemöl besprühen
- denn das Öl wirkt toxisch auf Schädlinge
- Geiztriebe nicht abschneiden
- im Winter nicht düngen
- wenig gießen
- soll nur vor dem Vertrocknen schützen
Krankheiten
Tomatenpflanzen werden von vielerlei Krankheiten heimgesucht. Insbesondere durch Feuchtigkeit entstandene Pilzinfektionen machen den Gewächsen oftmals zu schaffen. Allerdings lassen sich diese meist durch eine gute Durchlüftung und einem ausreichenden Pflanzabstand vorbeugen. Weiteres ist eine optimale Nährstoffversorgung essenziell, um das Risiko dieser Infektionen zu mindern. Denn gesunde Pflanzen sind in der Regel nicht so anfällig gegenüber Krankheiten. Allerdings lässt sich das Risiko nie vollends minimieren, weshalb die Gewächse oftmals an folgenden Krankheiten erkranken:
Dürrfleckenkrankheit (Alternaria solani)
- Symptome: graubraune bis braune Flecken, weichfaule Früchte
- bekämpfen: befallene Pflanzenteile im Hausmüll entsorgen
Echter Mehltau (Oidium neolycopersici)
- Symptome: weißer, mehlartiger Pilzbelag an Blättern und Stielen
- bekämpfen: nicht chemisch behandelbar, Pflanzteile entfernen
Grauschimmel (Botrytis cinerea)
- Symptome: graugrüne Flecken auf allen Pflanzteilen
- bekämpfen: befallene Pflanzteile entfernen, Pflanzenschutzmittel
Schädlinge
Der Befall von Schädlingen lässt sich in der freien Natur nicht völlig vermeiden, allerdings lässt sich das Risiko zum Teil erheblich reduzieren. Besonders oft werden die Tomatenpflanzen von Blattläusen und Spinnmilben heimgesucht. Letztere lassen sich jedoch in der Regel einfach mit einem feinen Wasserstrahl abspritzen. Zudem lohnt sich der Einsatz von natürlichen Feinden der Spinnmilbe, wie beispielsweise Raubmilben. Allerdings lässt sich häufig folgendes Ungeziefer an den Tomatenpflanzen blicken:
Thripse (Frankliniella occidentalis)
- Symptome: schwarze Kotpunkte auf den Blättern, weiße Flecken auf Blätter und Früchte
- bekämpfen: blaue Leimtafel, Raubmilben, Florfliegenlarven
Tomatenminierfliegen (Liriomyza bryoniae)
- Symptome: Miniergänge in den Blättern, verbreiten sich
- bekämpfen: Schlupfwespen, befallene Pflanzteile entfernen
Tomatenrostmilben (Aculops lycopersici)
- Symptome: Haupttriebe verfärben sich braun, Blätter vergilben und vertrocknen
- bekämpfen: befallene Pflanzen vollständig entsorgen
Weiße Fliege (Trialeurodes vaporariorum)
- Symptome: klebriger Belag auf Blätter und Früchte, später Rußtaupilze und Insekten
- bekämpfen: Schlupfwespen
Pflegefehler
Neben den gängigen Schädlingen und Krankheiten, sind oftmals auch Pflegefehler für Schadbilder an den Pflanzen verantwortlich. Denn insbesondere das Einrollen und Vergilben der Blätter lässt sich auf Fehler in der Pflege zurückführen. Folgende Symptome sind nicht unbedingt Krankheiten zuzuschreiben, sondern lassen sich oftmals durch verbesserte Haltungsbedingungen beseitigen:
Aufplatzen der Früchte
- Ursache: ungleichmäßige Wasserversorgung, zu viel Sonne
- behandeln: Wasserversorgung ausgleichen, Kalimagnesia-betont düngen bis Fruchtreife
Löffelblättrigkeit
- Ursache: Überdünung, Nährstoffüberversorgung, zu starkes Ausgeizen
- behandeln: ausgeglichene Nährstoffversorgung
- Ursache: zu viele Blätter entfernt, zu schnell in die pralle Sonne gestellt
- behandeln: Blätter wachsen lassen, Vermeidung von direkter Sonneneinstrahlung