Ein ausgewogenes Wachstum der Tomatenpflanzen ist mit Sicherheit für jeden Hobbygärtner erstrebenswert. Schießen die Pflanzen jedoch zu schnell in die Höhe, wird von einer sogenannten „Vergeilung“ gesprochen. Diese hat dies mitunter fatale Auswirkungen auf die Gesundheit der Gewächse und sollte daher rechtzeitig erkannt und bestenfalls vermieden werden.
Tomatenpflanzen kürzen
Einige Tomatensorten weisen ein unbegrenztes Wachstum auf und können eine stolze Höhe von bis zu zwei Metern erreichen. Hierzu zählen insbesondere die Stabtomaten, deren Haupttrieb unentwegt wächst. Doch auch bei dieser Sorte ist ein zu hohes Wachstum meist nicht wünschenswert. Denn einerseits ist oftmals nicht ausreichend Platz vorhanden und andererseits kann ein zu ausgeprägtes Wachstum zulasten der Ernte gehen. Deshalb ist es ratsam, die Stabtomaten ab einer gewissen Höhe wie folgt zu kürzen:
- nach dem vierten oder fünften Blütenstand
- sobald sich 2 bis 3 starke Seitentriebe gebildet haben
- vorsichtig den Haupttrieb kappen
- oder mehrere Seitentriebe stehen lassen
- und alle anderen abschneiden
Tomaten vergeilen: Ursache und Folgen
Bei dem sogenannten Geilwuchs handelt es sich um ein unnatürliches Längenwachstum, welches oftmals bei den Keimlingen auftritt. Dies ist der Fall, wenn das Verhältnis zwischen Temperatur und Licht im Ungleichgewicht ist. Um das Lichtdefizit auszugleichen, wachsen die Tomatenpflanzen dementsprechend schnell nach oben, um der Sonne näher zu sein und um somit mehr Licht ergattern zu können. Hierbei stecken die Pflanzen ihre gesamte Energie in das Höhenwachstum zulasten ihrer eigenen Gesundheit:
- die Pflanzen bilden schwache, dünne Triebe
- die gebildeten Triebe sind nicht stabil
- die Pflanze bildet keine dicken Stängel
- dadurch könnte sie brechen
- das Gewebe ist ebenfalls schwach
- dadurch sind sie anfälliger für Schädlinge und Bakterien
- das Wurzelwachstum bleibt aus
- dadurch kann sie verhungern
Vorsicht: Doch nicht immer ist der Lichtmangel der Auslöser für das Vergeilen, denn auch eine Stickstoffüberversorgung kann für dieses unnatürliche Längenwachstum verantwortlich sein. Stickstoff ist jedoch leicht löslich und lässt sich einfach aus der Erde „waschen“. Eine vorbeugende Maßnahme stellt das Mulchen mit Stroh dar, denn dieses zieht den Stickstoff an sich.
Vergeilte Keimlinge – was tun?
Bei den zarten Keimlingen ist besonders darauf zu achten, dass sie die optimalen Bedingungen zum Wachsen erhalten. Denn fangen diese an zu vergeilen, besteht die Gefahr, dass sie sich nicht ausreichend entwickeln und nur über minderentwickeltes Festigungsgewebe verfügen. Daher ist es ratsam, die Keimlinge stets zu beobachten, um eine frühzeitige Erkennung des Geilwuchses zu ermöglichen. Ist ein unnatürliches Längenwachstum bei den Keimlingen ersichtlich, wird am besten wie folgt vorgegangen:
- Keimlinge tiefer in die Erde setzen
- dadurch wird die Knickstelle stabilisiert
- zudem bildet sich neue Wurzelmasse
- die Pflanzen zudem an einen kühleren Ort stellen
Geilwuchs bei Tomaten vorbeugen
Das Vergeilen der Tomatenpflanzen lässt sich vorbeugen, indem die optimalen Bedingungen für die Gewächse geschaffen werden. Hierfür ist es essenziell, die jeweiligen Bedürfnisse der Pflanzen zu kennen. Zudem bietet sich beispielsweise die Verwendung eines Zimmergewächshauses an, welches ausreichend Licht und Wärme spendiert. Die optimalen Bedingungen für ein gesundes Wachstum sind gegeben, wenn folgende Voraussetzungen erfüllt sind:
- sonniger Standort, etwa 6-8 Stunden Licht pro Tag
- ideale Temperatur für Keimlinge liegt bei 20-24 °C
- nach der Keimung etwas kühler, ideal sind etwa 18 °C
- im Gewächshaus maximal 30 °C
Tomaten vergeilen – was tun?
Nicht immer lassen sich die optimalen Bedingungen schaffen, weshalb ein Eintreten des Geilwuchses manchmal unvermeidbar ist. Sobald das Vergeilen der Pflanzen ersichtlich ist, sollte zunächst der Auslöser hierfür eruiert werden. Anschließend gilt es rasch zu handeln, denn mit diesen einfachen Schritten lassen sich die Gewächse retten:
Temperatur senken
Tomatenpflanzen sind Wärme- und Sonnenliebhaber, dementsprechend reagieren sie auf diese Verhältnisse. Grundsätzlich gilt: Je wärmer es ist, desto mehr Licht erwarte sich die Pflanzen. Ist dieses Verhältnis jedoch im Ungleichgewicht, sprießen die Pflanzen in die Höhe. Ist die Vergeilung bereits eingetreten, kann das Senken der Temperatur dem entgegensteuern. Denn dies wirkt sich wie folgt aus:
- der Stoffwechsel der Pflanze verlangsamt sich
- sie vergeilt somit nicht so schnell
- zudem erhofft sich die Pflanze nicht so viel Licht
- und wächst nicht weiter in die Höhe
Mehr Licht zur Verfügung stellen
Besonders in den dunklen Monaten sowie bei dem Versuch, die Tomatenpflanzen zu überwintern ist es essenziell, dass für ausreichend Licht gesorgt ist. Bei mangelndem Sonnenlicht ist es daher ratsam, den Lichtmangel mit einer künstlichen Beleuchtung auszugleichen. Hierfür gibt es spezielle Pflanzenlampen, aber auch handelsübliche Energiesparlampen oder Leuchtstoffröhren eignen sich hierfür. Wichtig ist, dass die Lichtquellen folgende Eigenschaften vorweisen:
- diese sollten auf das Farbspektrum der Pflanzen angepasst sein
- das Licht sollte im roten sowie im blauen Spektralbereich einfallen
- die Lampen sollten nicht zu heiß werden
- sonst können die Pflanzen verbrennen
- das Lichtspektrum sollte ausreichend sein
Auf Dünger verzichten
Tomaten zählen zu den Starkzehrern und genießen mit Vorliebe eine ausgewogene Düngung. Die Versorgung mit Nährstoffen ist bei vergeilenden Pflanzen jedoch kontraproduktiv, da sich dies wie folgt auswirkt:
- durch das Düngen erhält die Pflanze mehr Nährstoffe
- und somit mehr Energie
- und kann dementsprechend schneller nach oben wachsen